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Kurze Geschichte der Automarke Fiat

Hinter dem Akronym F.I.A.T. steckt die Fabbrica Italiana Automobili Torino, zu deutsch: Italienische Automobilfabrik Turin. Fiat wurde 1899 von neun Unternehmerpersönlichkeiten gegründet, die bedeutendste darunter war wahrscheinlich Giovanni Agnelli, dessen Familie die Geschicke des Unternehmens über viele Jahrzehnte lenken würde.

Vom Fiat 3,5 HP, dem ersten Modell des Unternehmens, wurden in den ersten beiden Jahren gerade mal 20 Stück produziert. Bereits ab 1903 exportierte der Hersteller seine Autos nach England, Frankreich und in die USA. 1908 stellte Fiat mit dem 234,980 km/h schnellen Mefistofele einen eindrucksvollen Landgeschwindigkeitsrekord auf und drei Jahre später siegte Fiat mit dem von einem 190 PS starken 14-Liter-Vierzylinder angetriebenen und von David-Bruce Brown pilotierten S 74 beim Großen Preis von Amerika in Savannah, Georgia.

Im Jahr 1916 wurde im Turiner Stadtteil Lingotto das berühmte Automobilwerk mit der einen Kilometer langen Teststrecke auf dem Dach gebaut. Und nach dem Ersten Weltkrieg brachte Fiat den ziemlich erfolgreichen, 23 PS starken 501 auf den Markt. Das Modell, mit dem der Autohersteller intensive Rationalisierungsmaßnahmen in der Produktion einführte, wurde in sieben Jahren rund 45.000 Mal gebaut, es war als Limousine, Spider oder Torpedo erhältlich.

Mit der Einführung des Finanzierungsgeschäfts im Jahr 1925 gelang es dem norditalienischen Autohersteller den Kundenkreis enorm zu erweitern. Neben den zunehmenden kommerziellen Erfolgen in der Zwischenkriegszeit bewies Fiat mit Siegen bei den Grand-Prix-Rennen von Frankreich und Italien auch weiterhin das sportliche Vermögen. Allerdings zog sich das Unternehmen nach dem Sieg des 806 beim Großen Preis von Italien im Jahr 1927 überraschend aus dem Motorsport zurück, um sich vollständig der Volumenproduktion von Fahrzeugen zu widmen.

1932 kam mit dem Kompaktmodell Fiat 508 Balilla eines der wichtigsten Fahrzeuge der Marke auf den Markt. Das Modell wurde in verschiedenen Varianten bis 1953 produziert, hieß aber bereits ab 1938 1100 L. 1936 wurde der 500 – italienisch: cinquecento – eingeführt, mit dem spartanischen Zweisitzer dessen erste Generation den Spitznamen Topolino – italienisch für Mäuschen – trägt, gelang endgültig der Schritt zur weitreichenden Auto-Mobilisierung der Bevölkerung.

Erst fünf Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs präsentierte Fiat mit dem 1400 ein von Grund auf neues Modell welches zugleich das erste Auto der Marke mit einer selbsttragenden Karosse war. Und 1957 kam mit dem Nuova 500, dem „neuen 500er“, das ikonischste Fahrzeug der Marke auf den Markt – in 20 Jahren  wurden mehr als 3,7 Millionen Kleinstwagen dieses Typs produziert.

Ein weiteres wichtiges Fahrzeug in der Unternehmensgeschichte Fiats ist der 1966 vorgestellte 124. Diese einfache Mittelklasselimousine wurde nicht nur als Fiat sondern in Lizenzbauweise auch als indischer Premier 118 NE, koreanischer Asia-Fiat 124, sowjetischer Schiguli beziehungsweise Lada 1200, spanischer Seat 124 oder türkischer Tofas Murat 124 gefertigt und vertrieben und erreichte so eine Auflage von rund 23 Millionen Fahrzeugen. Neben der recht sachlich gestalteten Limousine gab es den 124 zudem auch als Coupé sowie als Roadster, 124 Sport Spider.

Im gleichen Jahr in dem der biedere 124 auf den Markt kam, präsentierte Fiat auch den Fiat Dino 2000 Spider. Mit diesem offenen Sportwagen mit Ferrari-Motor und Pininfarina-Karosserie würdigte das Unternehmen den 100. Geburtstag des Mitgründers Giovanni Agnelli. 1967 wurde dem offenen Dino das von Bertone karossierte Coupé an die Seite gestellt. Beide Fahrzeuge zählen heute zu den aufregendsten Oldtimern aus dem Hause Fiat.

Beflügelt vom enormen Erfolg wollte der Autohersteller, der einst jegliches motorsportliche Engagement aufgegeben hatte, um vor allem die breiten Massen der Bevölkerung gut und günstig zu mobilisieren, Ende der Sechziger Jahre auch wieder in der renommierten Oberklasse Fuß fassen. Diese nicht ganz leichte Aufgabe fiel dem 130 zu, einer üppigen Limousine, die optisch allerdings wie ein großer 124 daherkam. An der Limousine haftete eine eher unitalienische Trägheit, die sich auch in den Verkaufsräumen bemerkbar machte, vermutlich traute die avisierte Klientel der Volumenmarke nicht zu, eine adäquates Oberklassefahrzeug bauen zu können. Um das Image des 130 aufzuwerten, wurde das ziemlich designorientierte 130 Coupé eingeführt, welches kompromisslos auf Luxus und Stil getrimmt war – aber auch dieser Kunstgriff zeigte nicht den gewünschten Erfolg.

In den 1970er-Jahren war Fiat der größte Autohersteller Europas, das Unternehmen kooperierte mit Alfa Romeo, Ferrari, Peugeot und Saab und errichtete Werke in Südamerika. Aber bereits Mitte der 70er-Jahre kehrte sich der Trend langsam um, die Modelle, die Fiat in dieser Zeit produzierte – 131 Mirafiori, 132, Ritmo – trafen nicht den Geschmack der Zeit.

Erst mit dem Panda (ab 1980) und dem Uno (ab 1983) fasste die Marke wieder den Tritt des kommerziellen Erfolgs. Und 1987 führte Fiat mit dem Croma den ersten PKW-Diesel mit Direkteinspritzung ein, Ende der 90er-Jahren war der Marea der erste PKW mit Common-Rail-Dieseltechnologie.

Im 21. Jahrhundert konnte Fiat nochmal mit dem mittelprächtigen neuen 500er in Retrooptik punkten – aber ehrlich gesagt ist das nicht mehr als die mutwillige automotive Verballhornung eines echten Klassikers qua Marketing.

Seit Januar 2021 ist die Automarke Fiat teil des Stellantis-Konzerns, den die Fusion von Fiat Chrysler Automobiles mit der PSA-Gruppe hervorgebracht hat.